Bye bye Vietnam- das große Finale

Diesen Text über Laura und mein 5. und zugleich vorerst letztes gemeinsames Projekt zu schreiben, hat mir eine gefühlte Ewigkeit gebraucht. Dies liegt nicht nur an der Tatsache, dass bei der Flut neuer Erlebnisse und Eindrücke kaum Gelegenheit bleibt, in Ruhe zu schreiben und das Erlebte Revue passieren zu lassen, sondern in meinen Fall daran, dass es schlicht zu viel zu sagen und zugleich nichts vollkommen treffend in Worte zu fassen gibt. Zu viele Emotionen, Gedanken und Impressionen in meinem Kopf, wenn ich an die Zeit in Hanoi(bzw. ganz Vietnam) zurückdenke. Zu schnell und unkoordiniert sprießen die Gedanken, als dass ich sie zufriedenstellend zu Papier bringen könnte.

Erstmal einen kurzen Lagebericht. Vor mehr als einem Monat hat für Laura und mich die gemeinsame Reise geendet. Die erste von hoffentlich vielen folgenden in der Zukunfts.:) Laura ist zurück in Deutschland, ungefähr seit Ende März, arbeitet jetzt für einige Monate und wird im nächsten Semester vermutlich ein Studium anfangen. Meine Wenigkeit ist im Moment in Indonesien, auf Flores, auf Reisen. Im Anschluss daran fliege ich wieder nach Vietnam, nochmal für ein Monat. Ich wollt unbedingte nochmal zurück in das Land, in dem wir so viele Freunde gemacht und schöne Erlebnisse erlebt haben. Mit meiner Freundin aus Wien, Johanna, werde ich im Mai noch einige, auch für mich neue, Orte in VN besuchen, Leute treffen, und die für uns beide letzte Destination der Reise voll auskosten. Für mich geht es dann(wahrscheinlich!!!) Ende Mai wieder nach Hause, nach Wien.


Gerade sitze ich auf einem von der untergehenden rötlichen Sonne beschienenem Plätzchen am Strand und schreibe eifrig vor mich hin. Über meine Schultern schauen und beobachten mich fasziniert mit großen Augen zwei indonesische neugierige Mädchen, die mich mit ihrem herzlichen, lebensfrohem Lachen daran erinnern, wie toll doch die Welt, das Leben und auch mein Leben zurzeit ist. 


Schon jetzt wird mir bewusst, wie sehr Laura und mich diese gemeinsame Zeit zusammengeschweißt und auf eine Art und Weise verbunden hat, wie es mir erst selten mit jemandem passiert ist. Selten habe ich mich in jemandessen Gegenwart so entspannt, geborgen, geschätzt und glücklich gefühlt, wie mit DIR auf unserer gemeinsamen Reise. Ich bin dir so dankbar für die Freundschaft und all die unvergesslichen Momente und Erlebnisse, die mein Leben so sehr bereichert und mich für die Ewigkeit geprägt haben. Hoffentlich bleiben wir trotz der Distanz in gutem Kontakt und ich wünsche dir nur das Beste für deine Zukunft.<3

Auch wenn die Reise noch nichtmal vorbei ist, bin ich jetzt schon absolut fasziniert und begeistert davon, wie mich diese 6 Monate in Asien als Person weitergebracht und positiv verändert haben. Der Abstand vom gewohnt und stetig weiterlaufendem Alltag zu Hause(welches ich übrigends hoch zu schätzen weiß), hat so viele neue Denkweisen, mentale Stärke, noch mehr Lebensenergie und -freude sowie eine enorme Liebe zur Natur, den Menschen und generell der weiten Welt in mir ausgelöst. Es ist wahr, beim Reisen lernt man sich selbst kennen. So viel gelernt habe ich über mich, meine Fähigkeiten und Persönlichkeit, andere Menschen und deren teils grundverschiedenen Lebensweisen und -philosophien, über bedingungslose Freundlichkeit und Nächstenliebe, über den Fokus auf das Wichtige im Leben. Ich bin mir der unendlichen Möglichkeiten, unentdeckten Lebenswelten und Orte dieser Welt bewusst geworden, zu denen es mich so stark hinzieht, und zugleich der deprimierenden Unmöglichkeit, alles zu sehen und zu erleben, was die Welt Schönes zu bieten hat. Trotzdem werde ich mit hundertprozentiger Sicherheit bald wieder Reisen und mehr Ergebnisse sammeln. Keinen Aspekt des letzten halben Jahres möchte missen, so wie es war, war es perfekt, und ich sage mir täglich, wie froh ich bin, diese Reise gestartet zu haben. Größte Empfehlung, euer eigenes Abenteuer zu starten, in welcher Form auch immer!

Um auf diesem Reiseblog alle unsere Projekte dokumentiert und schriftlich als Erinnerung festgehalten zu haben und auch weil wir diesen Teil der Reise gemeinsam mit euch lieben "Followern" unserer Beiträge gebührend abschließen wollen...folgt nun noch Bericht zu Laura's und meinem letzten Volunteering-Projekt in Hanoi, Vietnam.
Ohne große Erwartungen, weil die Organisierung aufgrund unserer Kontakte in Hanoi simpel war und weil wir eigentlich nur portmonaie-schonend die Zeit bis zu unserem (damals angedachten) Unterrichtsprojekt in einer anderen vietnamesischen Stadt überbrücken wollen...haben wir uns für unser zweites(nach jenem in Ho Chi Minh) Homestay-Projekt in VN entschieden. In Hanoi, der Stadt, in der wir niemals geplant hatten, besonders lange zu bleiben. 5 Wochen sind es im Endeffekt für mich geworden. Lauras Rückflug war eine Woche früher. Das geplante Projekt danach, sagen wir ab, um mehr Zeit in Hanoi zu haben. Die ersten Wochen beim Homestay sind nett. Liebe Bekanntschaften, einige Ausflüge, entspanntes Unterrichten...aber mit dem Plan, im Kopf, bald wieder weiterzureisen und auch weil wir unsere doch recht viele Freizeit noch nicht zu nutzen wissen, sind wir jetzt auch nicht über drüber begeistert. Doch das wird sich in den nächsten Wochen noch gewaltig ändern. Wir leben uns immer besser ein und beginnen Hanoi und ganz besonders unsere Freunde beim Homestay zu lieben.
Hier eine kleine fotostory mit einigen Highlights dieser Zeit:


Das Unterrichten. So entspannt und frei, wie wir es von unserem vorangegangenen Homestay-Projekt gewohnt sind. Private classes, die oft in den coffee shop, ein Lokal oder den Park verlegt werden und zumeist aus interessanten Gesprächen über eine Vielzahl an Themen bestehen. Für mich besonders toll: Einige Zeit habe ich so gut wie täglich ein mehrstündiges Lerntreffen mit einem der Schüler, dessen Englisch sich in kurzer Zeit enorm verbesert und der ein guter Freund geworden wird, mit dem die Klassen richtig Spaß machen. Immer mehr beginne ich auch meine "Basic-classes", 2-stündige Gruppenklassen, die am Abend und dem Leitfaden eines Lehrbuches folgen, zu lieben. Gemeinsam mit Tony, meinem vietnamesischen Teaching-Assistant, denke ich mir täglich kreative Stundenkonzepte und individuelle Aufgaben aus, die die Schüler unserer Ansicht nach am meisten voranbringen. Alle sind so engagiert dabei, wahnsinnig humorvoll und dankbar für alles. Schnell werden wir ein super Team und ziehen unsere Unterrichtsstunden freiwillig in die Länge, versammeln uns auf dem Balkon, im Coffeshop oder lernen liegend auf den Stockbetten, falls wir den Klassenraum mal satt haben. Untertags bereiten wir die Abend- bzw. Privatklassen vor, helfen bei Fragen oder Hausübungen und führen viel viel Konversation und Debatten, um den Schülern Selbstbewusstsein beim Reden zu geben.


Der vietnamesischen Beisammen-sitz- und gemeinsam-ess-Kultur entsprechend, treffen wir uns fast täglich um genau dies zu tun. Meist abends nach dem Abendessen und den letzten Unterrichtsklassen gehen Schüler und volunteers gemeinsam in die Stadt, in ein Lokal für einen Spätabendssnack oder versammeln sich einfach im Klassenraum um zu plaudern und zu essen. Einige besondere Anlässe, auch unser Abschied vom Homestay, wird mit einer Klassenraum-Party samt gemeinsamem Singen, Zu-prosten("Mod, hai, ba, joo", rufen wir alle im Vietnamesischen haha) und diversen Spielen, wie Flaschendrehen odee Werwolf, gefeiert. Oft gehen wir auch zum Abendessen aus und bestellen Hot-Pot, das Non-plus-ultra- Gericht hier, oder eines der klassiker wie "Phố" oder "Chè". Zu Mittag gehen wir entweder mit Schülern essen oder quetschen uns allesamt in die Küche und zaubern aus den am Markt erworbenen Zutaten, mehr oder (für uns Vegetarier) weniger abwechslungsreiche vietnamesische Kost für alle Homestay'ler. Sehr lecker dennoch.:)


Äußerst zentraler Punkt: Coffee shops. Eine beachtliche Zahl an Coffee-Shop-Besuchen hat sich bei uns in den 5 wochen in Hanoi angehäuft. Der "Place to be" für die Vietnamesen, der, wie ihr aus meinen Erzählungen vermutlich schon herauslesen konntet, für so ziemlich alles aufgesucht wird. Sehr sehr günstige Getränke im Vergleich zu Europa, toll um sich mit Freunden zu treffen, tiefgründige Gespräche zu führen, Unterricht oder Besprechungen zu halten, oder eben auch um alleine in Ruhe zu arbeiten. Auch Gitarre geübt oder Fotosessions gemacht haben wir des öfteren...meist in einer bestimmten Location, unserem zweiten zu Hause, "second home coffee" in 33 ngö  33 ngõ 26 Vương Thừa Vũ, Hanoi,  um's Eck des Homestays gelegen, wird das wirklich wunderschön vintage designte Lokal zu unserem absoluten Lieblingsplätz'chen. Die Getränkekarte hab ich schon durchprobiert , regelmäsige Coffein-Shocks, weil vietnamesischer Kaffee seeeehr stark ist, gehören zum Alltag, und die Namen der Drinks kann ich fast schon aussprechen...das mag in Vietnam was heißen. Ultimative Empfehlung für euren nächsten Hanoi-Trip.!

Ps.: Empfehlung Nummer 2 ist der in Vietnam sehr beliebte "Egg-Coffee". Klingt abschreckend, ist aber äußerst delikat. Und nehmt euch in Acht, der Kaffee hier ist echt echt stark.


Vietnamesische Musik und wir. Bei abendliche Musik-Sessions lernen wir VN-(Vietnam)Pop, traditionellen Bolero, sentimentale Balladen und vieles mehr kennen bzw. singen auch viele englische Klassiker gemeinsam. Ganz besonders mit Thảo, mein neuer absoluter Lieblingsmusiker, toller Gitarrist, Sänger und sowieso einer der absolut sympathischten Schüler und Menschen, die ich in VN kennengelernt habe, jammen wir oft am Abend Lieder gemeinsam. Selbst jetzt, wo ich nichtmehr in Vietnam bin, höre ich vietnamesische Musik und auch meine am Handy aufgenommenen Thảo-Performances in Dauerschleife. Unten sind einige meiner favourites aufgelistet, falls jemand hineinhören möchte. Des weiteren über ich regelmäßig an der Ukulele, die dem Homestay gehört, und wage mich sogar an die ersten Gitar-versuche heran. Auf den letzten beiden Bildern singen wir Karaoke bzw. jubeln Pete, einem australischen Volunteer, bei seiner Performance im Jazz-Lokal zu.


Billiard, Indoor-Klettern, Eislaufen im shopping-center, Kino, Paint-Ball, Bowling  Yoga im Yoga-Center bzw. Zimmer, gemeinsames Cha-Cha-Cha-Tanzen, spazierengehen, Tandem fahren und sporteln im Park, picknicken, 2nd hand shopping, Foto-Touren,...viele viele viele coole Aktivitäten in Hanoi:)


Weg von Hanoi. Auch wenn wir Hanoi doch sehr sehr sehr mögen, ist es fein, auch mal die wunderschönen Provinzen nördlich von Hanoi zu besuchtigen. Unsere 2 größeren Trips aus Hanoi hinaus führen uns zuerst mit der Homestay-Gruppe für ein Wochenende nach Mai-Chau und als zweites kurz vor Lauras Abreise individuell für eine Woche nach Ha Giang. Mai Chau ist ein 5 Busstunden von Hanoi entferntes, idyllisches grünes Tal, wo wir entspannte 2 Tage verbringen. Wir wandern zu einer Höhle, fahren als Moped-Karavane durch die Gegend,...Auf einem beschwingten Dorffest am Abend tanzen und singen wir gemeinsam ums Lagerfeuer, spielen  Jahrmarkt-Spiele und schlafen nach einigen guten Gesprächen in Windeseile ein. Tandem-fahren um die Reisfelder bzw. eine Moped-Tour zu einem Wasserfall und durch die Umliegenden Ortschaften...den folgensen Vormittag verbringen wir mit separaten Aktivitäten, treffen und dann alle gemeinsam zum finalen Mittagessen, Reiswein inkludierend, bevor es mit dem Bus wieder ins gute alte Hanoi zurückgeht. Zwei Wochen später nehmen Laura und ich den berühmt-berüchtigten Motorbike-Loop in der Ha Giang-Provinz in Angriff. Gemeinsam mit einer Schweiz-Belgien-Mexiko-gemixten Gruppe an Backpackern fahren wir mit ausgeliehenen Motorrädern(für uns das erste mal selber richtiges Gänge-Bike fahren...und gleich auf einer der kurvigsten, gefährlichsten Strecken Vietnams...was sind wir doch für furchtlose Abenteurer:)) unbeschreiblich schöne Landschaften entlang. Hinter jeder Kurve kommen neue unfassbar imposante Täler zum Vorschein, die uns regelrecht die Sprache verschlagen. Drei Übernschtungs-Stops legen wir in herrlich ursprünglichen Dörfern entlang der Strecke ein, bis wir zurück zu unserem Ausgangspunkt, Ha Giang City, gelangen und unsere zwei Motorräder retournieren(meinem habe ich bei einem gänzlich ungeschicktem Manöver, mich in keinster weise verletzend, am zweiten Fahrtag eine beachtliche Schramme zugefügt, für die ich finanziell aufkommen musste hihi).
Ha Giang- Eine Provinz reich an beeindruckenden wunderschönen Menschen und Völkern, Kultur, Traditionen und eine der absolut schönsten Szenerien Vietnams-oder gar unseres gesamten SOA-Trips. Dazu kommt noch das mit dem Loop verbundene Motorbike-Erlebnis, das süchtig-machende Fahrgefühl, weil man beim Fahren die umgebende Natur so direkt fühlt und über die Bergstraße zu cruisen einfach Spaß macht.


Reunion mit Candy, unserer vietnamesischen Freundin aus Ho-Chi-Minh.

Toller Abend mit superlieben Leuten einer veganen Wohngemeinschaft in Hanoi, die Laura bei einer vorangegangen Auswärts-Klasse kennengelernt hatte und bei denen wir eines der besten Abendessen seit langen genießen.

Oh Xuyên, our friend. Ein echt toller Tag in Hanoi mit unserer Freundin(und Schülerin), Xuyên, und unseren Ha-Giang-Travelbuddies, die wir rein zufällig wiedertreffen und einen gemeeinsamen Tag mit Foto-shootings in der Innenstadt und anderen Aktivitäten verbringen.

Einer der vielen Sleepover auf der Dachterasse des Homestays:)

Wieder Kind sein im "Unicorn-Coffeeshop" gemeinsam mit Quyhn:)


Seitenlange Texte könnte ich auch über jeden und jede einzelne der Leute beim Homestay schreiben aber ich glaube, auch ohne es hier niederzuschreiben, werden wir die Erinnerungen für immer bewahren.


Unseren Online-Blog werden wir mit diesem Beitrag abschließen und danken allen von euch fürs Lesen und Kommentieren! Es hat uns sehr viel Freude gemacht, unsere Erlebnisse und Eindrücke zu teilen und diese auch für uns selber zu dokumentieren. Eventuell werden wir hier noch einen Video-Zusammenschnitt der Reise oder sonstiges Material hochladen, falls es sich gut ergibt. Kann aber noch ein bisschen dauern. Erstmal alles verarbeiten, realisieren, wieder zu Hause einleben und die Freuden des Alltags genießen. Nochmal Danke an euch Leser, danke an die tollen Menschen, die wir in den letzten Monaten kennenlernen durften, danke an die neu gewonnenen Freunde fürs Leben, danke and unsere Familie und Freunde zu Hause, dass ihr uns so lange Zeit entbert habt und ihr uns einen Grund gebt, wieder zurück zu kommen anstatt weg bleiben zu wollen haha, danke an alle, die uns diese Reise ermöglicht haben, danke Laura, dir kann ich sowieso nicht oft genug danken, und zu guter letzt bin ich sehr dankbar, dass die Reise so gut und ohne grobe Zwischenfälle verlaufen ist. Danke!