Verkehrsmarmelade

Wir befinden uns mittendrin in der Stadt mit dem wohl verrücktesten Verkehr der Welt. Unzählige Geschichten entstanden durch unsere vielen Moped-Fahrten durch die chaotischen Straßen von Hanoi, deshalb haben wir beschlossen, Euch ein paar davon aufzuschreiben.

 

Unsere erste Begegnung mit dem vietnamesischen Verkehr hatten wir in Ho Chi Minh City (Saigon), wo wir gleich sozusagen ins kalte Wasser geschmissen wurden. Motorbikes so weit das Auge reicht, alle fahren kreuz und quer, zunächst ist keine Ordnung erkennbar.

Bereits in Thailand und Kambodscha haben wir verrückte Verkehrssituationen erlebt, aber nichts ist mit Vietnam vergleichbar. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass es in Ho-Chi-Minh und Hanoi nochmal extremer ist als in allen anderen kleineren Städten, weil es 100 Mal so viele Motorbikes gibt (und das in jeder Ecke).

Tatsächlich muss man dazu sagen, dass es  im Vergleich zu anderen Ländern kaum Autos gibt. Natürlich Taxis in den großen Städten, und ein paar reichere Personen haben auch eigene Autos.

Das liegt daran, dass Autos, wie in ganz Indochina, höher versteuert werden, als es zum Beispiel bei uns der Fall ist. Auch der Führerschein für ein Auto ist für viele nicht erschwinglich. Da bietet es sich an, einfach das Motorbike zu nehmen, für das man noch nicht einmal einen Führerschein braucht!

Wenn die Polizeikontrolle dich doch mal rauswinkt, was meist zufällig ausgewählt wird, zahlst du einfach einen kleineren oder größeren Betrag und bist aus dem Schneider. Wir hatten doch trotzdem immer mal wieder Angst, wenn wir unterwegs waren, weil wir z.B. auf unserem Roadtrip um Da Lat von einigen Touristen gehört haben, die gezielt angehalten wurden, weil sich anscheinend herumgesprochen hat, dass diese immer eine ziemlich volle Brieftasche mit sich führen... :)

Eine logische Konsequenz von dem günstigen Benzin ist, dass viele Vietnamese inzwischen zu faul geworden sind, zu Fuß zu gehen, und nehmen stattdessen auch für kurze Strecken das Motorbike. Wir können es Ihnen aber nicht wirklich verübeln, denn einmal angefangen, macht Roller fahren so viel Spaß, dass es schwierig ist, damit aufzuhören. Allerdings ist es deshalb auch kein Wunder, dass die Luftverschmutzung gerade in Hanoi so stark ist, dass die Sonne den ganzen Tag nur relativ schwach scheint...

Facemasks, also Gesichtsmasken, jeglicher Art sind inzwischen sehr beliebt in Vietnam, in den Stästen tragen mindestens 70% der Rollerfahrer eine solche, was bei diesen Abgasen aber auch kein Wunder ist. Egal ob kurze oder lange Strecke, in der Stadt oder auf dem Land, sie werden überall getragen, entweder gegen den Schmutz oder die Sonne.

 

Wenn man sich dann aber doch mal in den Stadtverkehr getraut hat, heißt es mutig sein, sich auch mal vordrängeln, kurze und lange Hupgeräusche ausprobieren, Slalom fahren, behutsam austesten, in welche Lücken der Roller passt und wann man die Ampel wirklich überqueren kann (sowohl als Fußgänger als auch als Fahrer). Am besten findet man mehrere "Gleichgesinnte", also Rollerfahrer, die auch in die gleiche Richtung wollen, und bildet dann eine Art Traube oder Kolonne, in der man gemeinsam die Straße überquert (Win-win Situation). Nach rechts darf man aber eigentlich immer abbiegen, und auch wenn es einem zunächst Angst macht, besonders wenn es voll ist, darf man als Geisterfahrer agieren und bei entsprechend leerer Gegenfahrbahn diese mitbenutzen.

Auch keine Sorgen machen müsst Ihr Euch um die Qualität der Straßen: Es gibt zwar schlechte, unausgebaute Wege oder starke Schlaglöcher, aber wenn ihr nicht gerade von Da Lat nach Hoi An mit dem Bus unterwegs seid oder den kompletten Ha Giang Loop macht, kommt ihr kaum damit in Berührung, aber auf ein allgemein schlechteres Straßenbild sollte man sich schon einstellen. Wirklich nicht empfehlen können wir Euch die Rushhour, dann gibt es sogar auf dem Gehsteig Stau vor lauter Motorbikes (dieser wird gerne - trotz hoher Kanten - als Ausweichstraße oder Parkplatz genutzt). Funfact: Insgesamt vier Mal sind wir auf unserer Reise durch Vietnam der Polizei in beigem Outfit (nur diese machen "echte" Kontrollen) begegnet, aber kein einziges Mal angehalten worden. (Vielleicht haben wir auch ihre leichten Handzeichen dezent ignoriert haha)

 

Wenn dann vielleicht doch aufs Selberfahren verzichtet (echt schade!), empfehlen wir Euch das Grabtaxi. In Vietnam gibt es nämlich im Gegensatz zu Thailand und Kambodscha keine Rikschas oder TukTuks, dafür aber günstige Motorradtaxis und normale Taxis. Dafür einfach die Grab-App runterladen, anmelden und los geht's ab 0,40€ durch die Stadt (*Schleichwerbung*).

 

Noch günstiger sind allerdings die Busse, die wir in Saigon und Hanoi genutzt haben. Für schlappe 0,28€ kann hier die ganze Stadt durchqueren. Auch hier haben uns mal wieder die Buskartenapps (also das Internet) extrem weitergeholfen. Was diese uns allerdings nicht sagen konnten ist, dass die Busse hier nur sehr kurz halten. In Saigon ist es sogar so extrem, dass die Busfahrer, wenn man Ihnen nicht ein Handzeichen gibt, dass man einsteigen möchte, Leute wie uns an der Haltestelle komplett ignorieren und weiterfahren. Aber auch beim Ein- und Aussteigen darf man keine Zeit verlieren, da der Bus meistens nur für ein paar Zehntelsekunden anhält. Aber keine Sorge, nach ein paar Fahrten hat man den Dreh' raus.

Als Fußgänger können wir den Tipp geben, selbstbewusst und vielleicht mit einem Handzeichen, um mehr aufzufallen, die Straße zu überqueren. Immer Respekt haben solltet ihr bei den Autos, den diese fahren meistens eher weiter anstatt anzuhalten. Da ist es dann sicherer die Straße an einer Ampel zu überqueren, denn dort halten wenigstens die Autos ziemlich sicher an.

So, wir hoffen Ihr konnten ein paar unserer Tipps mitnehmen und vielleicht auf der nächsten Vietnam-Reise anwenden.

 

P.S.: Falls Ihr mal in Ho Chi Minh Stadt zu Fuß unterwegs seid, solltet Ihr, so wurde uns geraten, gut auf Euer Handy aufpassen, da es schnell von einem der vielen Mopedfahrer aus der Hand gerissen werden kann. Und natürlich auch auf dem Mottorrad Tasche und Wertgegenstände gut festhalten oder verstauen. Alledings ist uns auf der Reise noch nichts passiert, also alles wahrscheinlich halb so wild, oder wir hatten einfach Glück :)